Ab Herbst sollen Photovoltaikmodule auf den Dächern des Bahnhofs Wien-Mitte Öko-Energie für 160 Haushalte liefern. Finanziert werden sie durch Beteiligung der Bürger.

Ein Bahnhof als Stromerzeuger: Auf den Dächern des Gebäudekomplexes Wien-Mitte wird das inzwischen fünfte Bürger-Solarkraftwerk der Bundeshauptstadt entstehen. 1800 Paneele sollen ab Herbst Energie für rund 160 Haushalte liefern. Das kündigte Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) am Dienstag an. Der 1,7 Millionen Euro teure Bau und Betrieb wird - wie bei den vier bereits laufenden Anlagen - durch finanzielle Beteiligung der Bürger finanziert. Sie können einzelne Paneele kaufen und erhalten dafür eine Rendite.

Noch im Juli wird mit der Montage der insgesamt 3100 Quadratmeter umfassenden Photovoltaikmodule am Dach bzw. auf den Dächern des neuen Bahnhofs begonnen. Für Planung, Bau und Betrieb des Kraftwerks zeichnet die Wien Energie verantwortlich. Der Verkauf der Paneele startet ab sofort. 950 Euro kostet ein Modul. Jenen, die ein oder mehrere Paneele kaufen, wird eine Verzinsung ihrer Investition von jährlich 3,1 Prozent garantiert. Nach rund 25 Jahren - das entspricht der Lebensdauer eines Solarmoduls - kauft Wien Energie die Paneele schließlich zurück.

Ob derlei Projekte überhaupt ausgebaut werden sollen, ließ die rot-grüne Stadtregierung im März die Wiener via Volksbefragung entscheiden. Nicht sehr überraschend votierte die Mehrheit, konkret 67 Prozent, für die Ausweitung.

Insgesamt sieben Anlagen vorgesehen

Somit ist das Wien-Mitte-Projekt nicht das einzige Bürger-Kraftwerk, das heuer ans Netz gehen wird. Insgesamt seien sieben Anlagen vorgesehen, sagte Wien Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva. Die genauen Standorte stehen noch nicht fest. Fix ist nur, dass die neuen Kraftwerke ungefähr jene Leistung wie die vier schon bestehenden haben werden. Letztere befinden sich in der Donaustadt, in Floridsdorf, Liesing und Simmering und versorgen 800 Haushalte mit Strom.

"Der Solarboom ist eindeutig in Wien angekommen", sagte die für Klimaschutz zuständige Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Dienstag. Allein seit 2010 seien hier insgesamt rund 1000 Photovoltaikanlagen errichtet worden, was einer Leistung von 19.000 Megawattstunden bzw. einer Versorgung von 7000 Haushalten entspreche. Das Modell der Bürger-Solarkraftwerke sei ein voller Erfolg und werde bereits in andere Städte Österreichs, aber auch innerhalb Europas exportiert.

Die Anteil an erneuerbarer Energie soll in der Bundeshauptstadt mittelfristig kräftig wachsen. Bis 2030 hat sich die Stadt vorgenommen, 40 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie zu gewinnen. Die Wien Energie strebt sogar einen 50-Prozent-Anteil an. Derzeit werden laut Unternehmen rund 16,5 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie gewonnen.

 

Ursprung: DiePresse.com