Schnell eine große Halle hochgezogen, Strom, Kanal, notdürftige Isolierung und fertig ist ein Gewerbebau. Das war einmal. „Als ich vor 40 Jahren mit meinem Job begonnen habe, dominierte das Streben nach Raum. Hauptsache es ging schnell", erzählt Peter Hintersteininger, Baumeister bei der Liesinger Errichtungsfirma EcoProjekt.

 

Längst sind die Ansprüche der Unternehmer an ihre Produktions- und Lagerstätten gestiegen. Und auch die verschärften Auflagen erlauben keine Schnellschüsse mehr. Ein Gewerbebau ist nichts mehr, das man im Handumdrehen errichtet. Erst recht nicht in Wien, wo die Behörden genauer hinsehen als am Land.

 

„Die Leute sind mündiger geworden", bestätigt auch Günther Uhlir, seit fast 40 Jahren Baumeister in Wien, spezialisiert auf Industrie- und Gewerbebauten. „Früher hat der Preis regiert, heute eher die Qualität." Das sei auch auf das harte Vorgehen der Behörden gegen Pfusch am Bau zurückzuführen. „Das ist gut so."Freilich: „Einfacher ist das Bauen für Unternehmen nicht geworden", sagt sein Kollege Hintersteininger. „Man muss sich heute am Anfang mehr überlegen." Entscheidend sei ein „vernünftiger Vorentwurf".

 

Noch vor dem ersten Termin mit einem Bauunternehmen sollten die zukünftigen Bauherren sich über die Bebauungsbestimmungen für ihren Standort im Klaren sein und einen exakten Plan vorlegen, der auch die Haustechnik oder Einbauten für Maschinen berücksichtigt. Das Budget sollte feststehen und die Entscheidung für die Wahl des Materials - Stahl, Beton oder Holz - sollte gefallen sein. „Das ist wie ein Businessplan bei einem Unternehmen."

 

„Überspringt man diesen Schritt, indem man einfach mehrere Architekten oder Generalunternehmer einlädt, dann wirft man meist Äpfel und Birnen zusammen", sagt Hintersteininger. Denn jeder Anbieter habe seine eigenen Präferenzen. Für einen Unternehmer sei es praktisch unmöglich, dabei den Überblick zu bewahren.

 

Immer wieder habe er gesehen, wie bei Kunden manch hochfliegender Traum zerplatzte. Die meisten kämen mit vielen Extrawünschen, die kaum zu finanzieren seien. Es sei wichtig, die Frage der Finanzierung bereits im Vorfeld abzuklären, „solange man noch an den richtigen Schrauben drehen kann. Sonst kommt irgendwann ein Bauchfleck."

 

 

Hilfe von außen

 

Vor allem für KMU empfiehlt es sich daher, Rat von außen zu suchen. So bietet unter anderem die Wirtschaftskammer Wien Förderungen für Unternehmen an, die sich Ratschläge von Technikern und anderen Experten einholen. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Unternehmensberater und Ingenieursbüros, die bei rechtlichen Fragen und beim Umgang mit Behörden helfen. 

 

Denn vor allem bei Gewerbebauten im Stadtzentrum droht Unternehmern ein Hürdenlauf. „Da sind viele Stellen zu beackern", sagt Hintersteininger. Baumeiser-Kollege Uhlir attestiert: „Manchmal sind Behördengänge eine Katastrophe. Früher hatte man einen Ansprechpartner, heute sind es 17." Hintersteininger urteilt etwas milder über die Wiener Beamten: „Es gibt Behörden, die keinen Fehler machen wollen, und solche, die ermöglichen wollen. Ich glaube, in Wien will man prinzipiell ermöglichen."

 

Einfacher gestalte sich ein Bauvorhaben am dünner besiedelten Stadtrand. „Die meisten Betriebsbauten entstehen ohnehin in Aspern, Strebersdorf oder Inzersdorf." Hier gebe es weniger Anrainer und mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Denn einfach gestrickte Produktions- und Lagerhallen sind inzwischen kaum noch gefragt. Es gelte, mit ausgeklügelten Konstruktionen auf die Bedürfnisse des Betriebs und der Angestellten einzugehen.

 

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at