Als Markus Oberhamberger vor neun Monaten zum Chef der Brandboxx avancierte, verkündete er im Wirtschafts-Blatt große Pläne. Das vom 2007 verstorbenen Wiener Immobilien-Tycoon Leopold Böhm vor 40 Jahren in Bergheim bei Salzburg gegründete Mode-und Messezentrum sollte für einen Verkauf millionenschwer herausgeputzt und erweitert werden. "Fix ist, dass wir uns bis Herbst um eine Million € quasi ein neues Kleid verpassen", meinte der Neo-Geschäftsführer im Mai.
Davon ist keine Rede mehr. "Wir haben alles auf den Prüfstand gestellt", sagt Oberhamberger heute. Die gebremste Offensive nährt in der Branche Zweifel. "Die Brandboxx läuft offensichtlich nicht gut. Man verliert Messen wie die Fahrradschau im Sommer, und auch Mitarbeiter suchen reihenweise das Weite",meint ein Salzburger Messekenner und langjähriger Brandboxx-Geschäftspartner. Die Masseverwalter der im November 2012 pleitegegangenen holländischen Mutter TCN Property Projects hätten die Immobilie "lieber gestern als heute" verkauft. Doch offenbar bestehe nicht genug Interesse, ergänzt der Insider, der ungenannt bleiben will.
"Uns geht es bestens" Brandboxx-Chef Oberhamberger stellt die Lage anders dar. Der Konkurs der Mutter habe mit dem Verkaufsstopp nur wenig zu tun. "Wir sind aus der Masse in Holland vertraglich herausgelöst worden. Uns geht es bestens, und es fließt kein Geld mehr von Salzburg ab", sagt der 47-jährige Ex-Marketingleiter von Stiegl Bier. Es bestehe derzeit weder der Wunsch noch die Notwendigkeit, für die Brandboxx Käufer zu suchen.
Die Verschiebung des Ausbaus begründet Oberhamberger mit dem Marktumfeld. Angesichts freier Flächen bei der Konkurrenz wolle er nicht riskieren, dass ihm diese Geschäft durch Dumpingangebote wegnehme. Sollte ein Mode-Label unbedingt in die Brandboxx wollen, könne man gemeinsam ausbauen. Die Fassadenrenovierung wiederum mache er von der technischen Kostenprüfung abhängig, die derzeit läuft. Am Prüfstand stehen zudem Veranstaltungen wie die Sportmesse Ösfa und Schülerbälle.
Die Brandboxx gilt als Österreichs größtes Mode-Ordercenter. Zu den 220 Mietern zählt das Who's who der Sport-, Trachten-und Damenmode. Der Betrieb mit 30 Mitarbeitern setzte im Vorjahr acht Millionen € um.
Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-01-13