Geht es nach dem derzeitigen Eigentümer Schöps und dem Wiener Architekturbüro BEHF, soll das bisher unglückliche Rotundengebäude in der Mariahilfer Straße im Sommer 2015 als Stafa Tower Vienna in neuem Glanz erstrahlen. Die gestern im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Visualisierung soll einen ersten Eindruck davon vermitteln. Größter Unterschied zu allen bisherigen Nutzungen: Die Ära Einkaufszentrum ist endgültig vorbei.

 

"Das Haus hat insgesamt 13.000 Quadratmeter, und das ist unserer Meinung nach keine Größenordnung, die nach einem Shoppingcenter verlangt", erklärte Joachim Knehs, Geschäftsführer der nunmehr auf Immobilien spezialisierten Richard Schöps & Co AG und ihrer Tochter MH 120 Immobilienanlage 2 GmbH & Co OG. Tatsächlich hatten sich alle bisherigen EKZ-Versuche als gescheitert erwiesen: Nach einem massiven Umbau vom Warenhaus zum Einkaufszentrum 1998 zuckelte der 1911 errichtete Mariahilfer Zentralpalast als Eurocenter dahin. Unter dem Namen La Stafa versuchte man, das Glück ein weiteres Mal herauszufordern. Vergeblich. Die Kundenfrequenz ging kontinuierlich zurück. Ende 2013 zogen die Mieter aus. Seit Jänner steht das Haus leer. Übrig blieben ein Koffergeschäft und der Supermarkt Billa im Untergeschoß.

 

31 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen

 

"Aus diesem Grund werden wir das Haus in Zukunft als ganz normales Haus nutzen", sagte Knehs. "Mit drei größeren Geschäftslokalen, die direkt von der Straße aus erschlossen werden, und einem Low-Budget-Hotel in den oberen Stockwerken." Zu den fixen Mietern zählen Betten Reiter, der hier auf insgesamt drei Geschoßen seinen Flagship-Store errichten will, die italienische Textilkette Terranova, die damit erstmals den österreichischen Markt betritt, sowie eine deutsche Hotelkette, die hier das Cocoon Nomad, ein günstiges Designhotel mit 186 Zimmern und Preisen um die 80 Euro pro Nacht, eröffnen wird. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf 31 Millionen Euro. Lediglich das Fortbestehen von Billa ist nicht gesichert. Man sei mit dem Eigentümer "noch nicht handelseins" geworden, wie ein Rewe-Pressesprecher mitteilte.

 

Eine große Rolle spielen die Relieftafeln des Wiener Bildhauers Anton Hanak, die den Rundbau zieren. Waren die Originale zuletzt hinter eine spiegelnde Glasfassade verbannt (bei den sichtbaren Reliefs im Erdgeschoß handelt es sich lediglich um Kopien), sollen die neun Skulpturen in Zukunft besser zur Geltung kommen. "Die Tafeln stehen zwar nicht unter Denkmalschutz, doch gemeinsam mit dem Gestaltungsbeirat haben wir entschieden, die Kunstwerke zu erhalten", erklärte Architekt Franz Gruber, Projektleiter bei BEHF. Sie werden zwischen blau verspiegelten Glasplatten die Stellung halten. Baubeginn ist Anfang April.

 

Grün-Schwarzer Konflikt

 

Die am Montag abgehaltene Präsentation fand zeitgleich zum Startschuss der Bürgerbefragung statt, die nun darüber entscheiden wird, ob die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße beibehalten werden soll oder nicht. "Man fährt mit Pölstern und Matratzen nicht allzu gerne mit der U-Bahn, und natürlich sind wir mit unserem Sortiment auf motorisierte Kunden angewiesen", sagte Peter Hildebrand, Chef der Reiter Betten & Vorhänge GmbH, "aber mit der Fußgänger- und Begegnungszone hat unsere Entscheidung nichts zu tun."

 

Wie die Befragung unter den Bewohnern des sechsten und siebenten Bezirks ausgeht, wird sich am 7. März weisen. Zum Auftakt kreuzten Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank (ÖVP) Montagabend in der ZiB 2 einmal mehr die Klingen: Jank lehnt die geplante Verkehrsberuhigung namens der Wirtschaftstreibenden ab und beruft sich auf diesbezügliche Umfragen. Vassilakou verspricht, jedes Ergebnis zu akzeptieren - und sie versprach, im Falle einer mehrheitlichen Zustimmung zum Projekt für ausreichend Querungen und Haltemöglichkeiten zu sorgen.

 

Quelle: Wojciech Czaja, DER STANDARD, 18.2.2014