Die bedeutendste Immobilienmesse des Jahres, die Mipim in Cannes, ist seit Ende letzter Woche Geschichte. Fazit nach vier Messetagen: Ein überschaubares Besucherplus von 500 auf 20.500 Teilnehmer, Traumwetter, jede Menge Aufbruchstimmung und vor allem gut gefüllte Immobilienkassen. "Es ist unfassbar viel Geld seitens der Investoren da", sagt Michael Zöchling, Geschäftsführer der Bareal Immobilientreuhand GmbH. "Aber es fehlen die Projekte. Aufgrund des Mangels an vermieteten Bürohäusern beginnen beispielsweise deutsche Immobilienfonds, unvermietete Projekte zu kaufen. Das war in den letzten fünf Jahren undenkbar."

 

Generell war die Stimmung heuer in Cannes "sehr gut", zeigt ein WirtschaftsBlatt-Rundruf unter den österreichischen Messeteilnehmern. Am Gemeinschaftsstand "Austria" in der Riviera Hall waren heuer 25 Aussteller vertreten. Insgesamt waren 84 Unternehmen aus Österreich vor Ort.

 

Zurückhaltung vorbei

 

"Ich hatte den Eindruck, dass sehr viele hochrangige Teilnehmer mit viel Kapital, das nach Veranlagung sucht, vor Ort waren",sagt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting. "Es scheint, dass die Krise und die Zurückhaltung der Investoren vorbei ist." Pöltl ist überzeugt, dass sich der internationale Immobilienmarkt heuer wieder deutlich aktiver präsentieren wird als in der Vergangenheit. Er selbst hat vor Ort einige Projekte angeschoben. "Auf der Messe selbst kommt aber keine Tinte unter den Vertrag." Pöltl bestätigt, dass Investoren derzeit eher bereit sind, Abstriche bzw. ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen.

 

Auch Markus Neurauter, Geschäftsführer von Raiffeisen evolution, hatte vor Ort einen eng getakteten Terminkalender. "Die Osteuropa-Aktivitäten sind nach wie vor sehr gebremst-und zwar von Aussteller-und Investorenseite", lautet sein Resümee. "Ich habe das Gefühl, dass alles viel nüchterner und realitätsnaher war." Neurauter befürchtet, dass der nächste Jammer vor der Tür steht. "Weil man derzeit alles nimmt, nur weil der Druck so groß ist."

 

Osteuropa ist zurück

 

Was Osteuropa betrifft, blickt Reinhard Schertler, Vorstand der S+B Gruppe, optimistischer in die Zukunft. "Osteuropa ist wieder ein Thema für Investoren. Es gab ein großes Interesse an Hotelimmobilien. Das Segment war letztes Jahr ziemlich tot." Den Rückenwind kann Schertler gut gebrauchen. Die Baugenehmigung für ein Hotel am Flughafen Bukarest hat er in der Tasche. Bereits Mitte Mai eröffnet er in Warschau ein "Hampton by Hilton"-Hotel mit 300 Zimmern.

 

"Die Mipim lässt auf ein starkes Jahr 2014 hoffen." Konkret sollen laut Schertler heuer in Österreich und Osteuropa Immobilien um rund 150 Millionen € verkauft und mit dem Geld neue Projekte angeschoben werden-unter anderem zwei neue Bürohochhäuser in Prag. Schertler: "Die Ansprüche der Investoren sind hoch. Gefragt sind Core-Immobilien in guten Lagen und da ist das Angebot knapp. In die Breite geht das Interesse noch nicht."

 

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TRENDS

 

- Die Mipim gilt immer auch als Trendbarometer für die Immobilienbranche. Folgende Trends zeichnen sich ab:

 

- Sportliche Großereignisse-Stichwort Olympische Sommerspiele in Rio 2016 und Tokio 2020 sowie die Fußball-WM in Russland 2018-bleiben ein Motor für Investments.

 

- Der spanische Immobilienmarkt rückt wieder in den Fokus von Investoren. Der europäische Immobilienmarkt verzeichnet immer mehr Investments von global agierenden Staatsfonds.

 

- Deutschland bleibt auch 2014 einer der Kernmärkte der internationalen Investoren. Im Sog des starken deutschen Markts rückt auch Österreich immer stärker in den Blickpunkt internationaler Investoren.

 

 

Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-03-21