Mieten und Preise für Wohneigentum in Deutschland dürften auch in diesem Jahr steigen - aber etwas langsamer als 2013. Der Rat der Immobilienweisen rechnet in seinem am Dienstag veröffentlichten Frühjahrsgutachten mit einem durchschnittlichen Plus von etwa drei Prozent.
Im vergangenen Jahr waren die Mieten noch um gut drei Prozent geklettert, die Preise für Wohnungen um 3,5 Prozent und die für Einfamilienhäuser um 4,3 Prozent. Grund ist die wachsende Attraktivität von Großstädten wie Berlin und München, die vor allem junge Leute und Zuwanderer anlocken. Wegen niedriger Zinsen flüchten zudem viele Anleger in "Betongold".
Hinweise für eine Blase am Immobilienmarkt sehen die Experten um den Freiburger Ökonomen und Regierungsberater Lars Feld nicht - obwohl seit 2007 die Mieten in den Städten im Schnitt um ein Fünftel und die Kaufpreise für Eigentumswohnungen in kreisfreien Städten Westdeutschlands sogar um knapp ein Viertel anzogen. "Der Anstieg war und ist fundamental begründet und nicht Ausdruck eines Überschießens der Preise", erklärten die Gutachter, die ihre Studie im Auftrag des Branchenverbandes Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) anfertigten. Der Preisanstieg verlaufe zudem "auf niedrigem Niveau und deutet eher auf Nachholeffekte hin als auf eine breit angelegte Übertreibung".
Auch aus der gestiegenen Bautätigkeit ließen sich "kaum Überhitzungstendenzen" ablesen, ebenso wenig aus der Ausweitung des Kreditvolumens für den Wohnungsbau. Wohneigentum bleibe zudem erschwinglich: Für eine 125 Quadratmeter große Eigentumswohnung mit gehobener Ausstattung mussten 2005 noch 7,85 durchschnittliche Nettojahreseinkommen bezahlt werden, 2013 war es nur noch das 7,75-Fache eines Jahreseinkommens.
Kritik übte das Expertengremium an der von der großen Koalition vereinbarten Mietpreisbremse. "Die politischen Rahmenbedingungen schüren Unsicherheit", schrieben die Experten. "Das Angebot an Wohnraum dürfte dann merklich ausgeweitet werden, wenn Vermietungen für Investoren genügend Rendite erbringen. Dementsprechend ist eine Obergrenze für Mieten kontraproduktiv."
Die Berliner Regierung hält die Sorge für unbegründet. Die Mietpreisbremse werde nicht für Neubauten gelten, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbauministerium, Florian Pronold. Sie solle lediglich verhindern, dass in gefragten Lagen die Preise für Neuvermietungen um bis zu 50 Prozent nach oben schießen, "ohne dass dafür etwas an der Wohnung gemacht wird". "Wir wollen dafür sorgen, dass Wohnen bezahlbar bleibt", sagte der SPD-Politiker. Schließlich seien Mieten für viele Menschen ein großer Kostenfaktor - "gerade im mittleren und unteren Einkommensbereich".
Überdurchschnittlich steigen dürften die Mieten in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt. In München zogen sie 2013 mit 6,9 Prozent am stärksten an, gefolgt von Berlin mit 6,6 Prozent. "Das Angebot kommt nach wie vor in den Top-Städten nicht hinterher", sagte Gutachter Harald Simons. "Hinzu kommt, dass die Leerstände auf einem historisch niedrigen Niveau sind. Es ist im Prinzip alles vermietet." Die Kaufpreise von Eigentumswohnungen sind seit 2005/2006 in München um 48,6 Prozent und in Berlin um 41,0 Prozent gestiegen.
Quelle: derstandard .at, APA, 12.2.2014