Das Wohn- und Geschäftshaus Pfauengarten in Graz ist nicht nur in ästhetischer Hinsicht, sondern auch technisch und juristisch überaus komplex

Graz - Der Pfauengarten blickt auf eine bewegte und abwechslungsreiche Geschichte zurück. In den Achtzigerjahren wurde das Gelände, das einst Teil der städtischen Bastei war, in Hinsicht auf den Bau des Trigon-Museums in Bauland umgewidmet. Das Museum kam nicht, die Baulandwidmung aber blieb. Und dann nichts. Fast zwei Jahrzehnte lang nutzte das Land Steiermark die attraktiven Quadratmeter als Gratisparkplatz für seine Beamten, bis schließlich 2004 an dieser Stelle eine Tiefgarage mit 800 Stellplätzen errichtet wurde. Und dann wieder jahrelang nichts.

Mischprojekt aus Büros und Wohnungen

Die bisher glücklose Geschichte des Gartens, der seinen Namen angeblich ein paar ausgebüxten Pfauen verdankt, hat ein Ende. Am Mittwoch dieser Woche fand der Spatenstich für ein rund 9000 Quadratmeter großes Mischprojekt mit 80 Luxuswohnungen und Büroflächen statt. Auch ein Geschäftslokal ist geplant. Bauträger ist die Grazer Fleissner+Partner GmbH. Sie investiert in das Projekt 45 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist - in Etappen - ab Ende 2015 vorgesehen.

"Juristisch ist das Projekt überaus komplex", erklärt Helmut Graf von Fleissner+Partner, zuständig für Planung, Technik und Verkauf. "Denn wir errichten die drei Punkthäuser quasi auf dem Dach der bestehenden Tiefgarage. Allein schon die Eigentumsverhältnisse machen das Projekt also sehr spannend."

Fundamente werden gestärkt

Konkret heißt das: Es gibt eine vertragliche Vereinbarung mit der Altstadtgarage Karmeliterplatz Pfauengarten Betriebs GmbH, die die Überbauung der Garage ermöglicht. Die Wohnungs- und Bürokäufer wiederum - Mietflächen sind nicht vorgesehen - erwerben mit dem Kauf ihres Objekts auch gewisse Rechte und Pflichten. "Es gibt 37 Vertragsbeilagen, in denen genau geregelt ist, was passiert, wenn etwa jemand gegen eine Garagenstütze fährt, wenn ein Pkw brennt oder wenn das Gebäude anderweitig zu Schaden kommt", sagt Graf. Denn: In konstruktiver Hinsicht handelt es sich bei den neuen Pfauengarten-Häusern um eine Gebäudeaufstockung. Aus diesem Grund müssen die Garagenfundamente und Stützen vor dem eigentlichen Baubeginn verstärkt werden. Diese Arbeiten sollen bis Ende des Sommers abgeschlossen sein.

Nicht nur die technischen Maßnahmen machen das Projekt aufwändig, sondern auch die strengen architektonischen Auflagen. Unesco, Icomos, Bundesdenkmalamt und Altstadtsachverständigenkommission hatten beim EU-weiten Wettbewerb im Jahr 2008, aus dem das Wiener Büro Pichler & Traupmann als Sieger hervorging, ein Wörtchen mitzureden. Unter anderem forderten sie, dass das Grundstück in Zukunft öffentlich durchwegt werden kann.

Fernwärme und Klimaanlage

"Wir reagieren auf das sensible Ensemble mit einer dunklen, perforierten Aluminiumfassade", erklärt Architekt Christoph Pichler. "Die Größe der Löcher variiert gemäß der jeweiligen Nutzung der Räume, ist mal größer, mal kleiner. Auf diese Weise entsteht ein dynamisches Wechselspiel mit der Umgebung." Nicht zuletzt dient die Netzfassade als Beschattung. Geheizt werden die drei Häuser mit Fernwärme über eine Fußbodenheizung. Die Penthäuser sind serienmäßig mit einer Klimaanlage ausgestattet.

Der Luxus hat freilich seinen Preis: Die Büroflächen starten bei knapp 4000 Euro pro Quadratmeter, die Wohnungen bei 4500 Euro. Und der Penthausquadratmeter schlägt mit 9000 Euro zu Buche. Doch die Grazer Klientel sei nicht zu unterschätzen, so Helmut Graf. 30 Prozent der Wohn- und Büroflächen sind bereits verkauft. 

 

Ursprung: derstandard.at