Wie schaut die Arbeitswelt der Zukunft aus? Wie und vor allem wo werden die Menschen künftig arbeiten? Diese Fragen stellen sich viele Menschen und es gibt darauf viele Antworten, nur keine, die für alle gilt. Gerade wenn es um Büroarbeitsplätze geht, dann kommen gleich sogenannte Leuchtturmprojekte wie etwa bei Google oder Microsoft ins Spiel. Doch diese sind kein Allheilmittel. "Es geht nicht um allgemeine Konzepte, sondern um spezielle Konzepte", sagt Markus Wiesner, Geschäftsführer des oberösterreichischen Büromöbelherstellers Wiesner-Hager, "aber es geht auch um neue Kommunikationstechniken oder um die Einstellungen der jungen Generation. Veränderungen können schneller gehen, als uns das recht ist."
Bürogebäude vorrausschauend planen Gerade die Kommunikationstechniken sind eine besondere Herausforderung.
"Das ändert sich alle fünf Jahre", weiß Wiesner. Allein durch die Verfügbarkeit von WLAN könne man dort arbeiten, wo man gerade wolle. "Das bringt auch Verhaltensänderungen der Jungen, der sogenannten High Potentials, mit sich." Das zu erkennen sei besonders wichtig, wenn man heute in ein Bürogebäude investiere. "Das sollte auch in zehn Jahren fit für den Arbeitsalltag sein."
Neue Raumstrukturen in Bürogebäude Doch wie sieht es mit den Raumstrukturen in einem modernen Bürogebäude aus?
"Wir reden jetzt von klassischen administrativen Arbeitsplätzen", erklärt Wiesner, "da gibt es einen steigenden Kommunikationsbedarf. Es gibt viel mehr Punkte, wo Mitarbeiter miteinander reden, das kann das Kaffeehaus sein, aber auch ein Kreativraum oder ein klassisches Sitzungszimmer." Das bedeutet offene Raumstrukturen? "Wir sind da sehr vorsichtig. Es gibt genug Möglichkeiten, Zonen voneinander abzugrenzen, ohne Flexibilität einzubüßen", sagt der Experte. "Das mit dem Open Space wird oft massiv übertrieben. Da wird dann oft nur über Akustik und Klima diskutiert." Wichtiger sei es, Bereiche zu schaffen, wo man sich zugehörig fühle. Ein Beispiel in Wien zeige, dass man sehr offen sein könne, es aber innen "Silent Rooms" gebe. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass das Hauptproblem meist ganz woanders liegt. Etwa dass ein Mitarbeiter in der Früh nicht weiß, ob er an diesem Tag überhaupt einen Arbeitsplatz hat. "Da kann es schon passieren, dass die Leute wieder heimfahren müssen, um von dort im Home-Office zu arbeiten", erzählt Wiesner aus der Praxis. Das Büro der Zukunft kann durchaus ein Open Space sein, vielleicht mit einem emotionell aufgeladenen Einrichtungsstil. Wiesner: "Aber es braucht gerade beim Open Space eigene Rückzugsgebiete für die konzentrierte Arbeit. Und zusätzlich hoch entwickelte Kommunikationsräume."
Dank Digitalisierung - "papierloses Büro" Seit Jahrzehnten geistert ein Begriff durch die Welt der Zukunftsforscher, und zwar das "papierlose Büro".
Es wurde oft angekündigt, aber nie Realität. Wiesner erkennt aber derzeit sehr wohl eine Veränderung: "Wir sehen ganz stark, dass Stauraum bei der Planung massiv zusammengestrichen wird." Das "papierlose Büro" sei zwar in einer radikalen Form illusorisch, aber "man sieht schon heute keine Ordner-Wände mehr." In der Regel reichen 1,60 Meter breite Boxen mit drei Ordnerhöhen für einen Mitarbeiter völlig aus. "Wo digitalisiert wird, fallen Laufmeter weg", bringt es der Wiesner-Hager-Geschäftsführer auf den Punkt. "Nur Verträge oder Ähnliches werden heute zur Absicherung noch in Ordnern abgelegt."
Die Flexiblisierung löst den fixen Arbeitsplatz ab
Worauf sich die Bürobranche auch einstellen muss, ist die Tatsache, dass es immer weniger Neun-bis-fünf-Jobs mehr gibt. Teilzeitlösungen, Väterkarenz, all diese Umstellungen gehen schleichend vor sich. "Auch die Flexibilisierung nimmt zu. Da ist man dann einmal zwei Stunden weg, um etwas zu erledigen, dafür ist man zu anderen Zeiten da oder arbeitet von woanders aus." Es gebe viele Projekte, wo die Rechnung "Ein Mitarbeiter = ein Arbeitsplatz" nicht mehr aufgehe. Gerade im Vertrieb habe sich das schon lang aufgehört. Doch das hängt auch viel mit der jeweiligen Branche zusammen, "hier ist für den Büroplaner das Augenmaß sehr wichtig". Sonst entstünden Lösungen, die am grünen Tisch zwar toll aussähen, sich aber in der Praxis nicht bewährten.
Emotionalisierung im Büro
Auch das Führungsverhalten ändert sich, heute ist mehr denn je Eigenverantwortung angesagt und keine Befehlsausgabe beim Chef mehr. Die Frage der Arbeitsumgebung stellt sich dann anders. "Ob eine Hängematte im Büro das Richtige ist, muss man von Fall zu Fall beantworten. Aber es strahlt jedenfalls das Richtige aus." Sicher sei: Es kommt zu einer Emotionalisierung im Büro, um Anregungen, Unterschiede und Aktivierungen zu ermöglichen.
Der Wohlfühlfaktor im Büro muss stimmen
Wichtig sei, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlten, denn die Personalkosten machten einen größeren Brocken aus als die Büromiete. Dennoch müssen in Zeiten steigender Mietpreise auch platzsparende Lösungen geboten werden, ob das nun temporäre Arbeitsplätze sind oder auch große gemeinsame Arbeitstische für mehrere Mitarbeiter. "Das reduziert die Fläche pro Mitarbeiter."
( Quelle: https://immo.sn.at )