Positive Nachrichten heimischer Immobilienunternehmen waren lange Zeit dünn gesät. Das vergangene Jahr brachte dahin gehend einen Paradigmenwechsel-und heuer geht es flott in dieser Tonart weiter. Die Konzerne legen im Gegensatz zu früher viel mehr Gewicht auf die Stärkung des Eigenkapitals und haben die Verschuldung besser im Griff. Immofinanz plant weiterhin den Börsegang der Tochter Buwog, die S Immo steigt groß in den deutschen Wohnimmobilienmarkt ein, während die CA Immo kontinuierlich erfolgreich an der Bereinigung ihres Portfolios arbeitet. "Wir wollen in Zukunft mehr über Eigenentwicklungen wachsen und planen keine großen Ankäufe", sagt etwa CA-Immo-Chef Bruno Ettenauer.

 

Deutschland zu teuer

 

Deutschland ist für europäische Immo-Gesellschaften weiterhin das Nonplusultra. Egal ob im Wohn-oder Büromarkt: Die Renditen sind nach wie vor attraktiv. Der Markt ist im Gegensatz zu Osteuropa-die einzige Ausnahme dort ist Polen-liquide, auch größere Portfolios finden Käufer. "Wenn alle hinwollen, sollte man allerdings ein bisschen vorsichtiger werden. Kaufen würde ich jetzt nichts. Deutschland ist derzeit zu teuer",sagt Ettenauer, der im vergangenen Jahr 25 Prozent des Immobilienportfolios über Buchwert verkaufte und damit jetzt Verbindlichkeiten wie etwa eine heuer ausständige Anleihe rückführen wird.

 

Dazu kommt, dass punkto Finanzierung in Deutschland für größere Vorhaben weitaus einfacher Kredite bereitgestellt werden als etwa in Österreich. "300 Millionen€ auf zehn Jahre mit einer fixen Verzinsung von drei Prozent, das ist schon sehr attraktiv, in Österreich wäre das kaum möglich", erklärt Ettenauer dem Wirtschafts-Blatt.

 

Atrium siegt im Check

 

Die gute Stimmung am Markt wird auch zunehmend in den Aktienkursen der Unternehmen reflektiert. Auf Ein-Jahres-Sicht zählen heimische Werte wie Warimpex, S Immo sowie die CA Immo zu den Gewinnern, auch im Vergleich zur europäischen Konkurrenz. Einzig Conwert schafft hier keinen Kursgewinn. Auch der Sieger des Aktienchecks, Atrium European Real Estate, ist knapp im Minus (s. Tabelle rechts).Mit Blick auf die im November veröffentlichten Quartalszahlen zeigt der Shoppingcenter-Spezialist aber, dass ein Engagement in Osteuropa nach wie vor ein margenträchtiges Geschäft sein kann.

 

Dass Shoppingcenter fundamental attraktiv sind, beweist der niederländische Konzern Eurocommercial Properties, der es auf Platz zwei im Ranking schafft. Mit Shoppingcentern in Frankreich, Norditalien und Schweden, die einen Portfoliowert von insgesamt 2,8 Milliarden€ haben-Atriums Portfolio ist rund 2,4 Milliarden€ wert-und einer hohen Dividendenrendite drängt sich der Wert doch ein wenig in den Vordergrund. Die Aktie steht charttechnisch allerdings kurz vor einem Death Cross, was einem starken Verkaufssignal gleichkommt. Ganz anders präsentiert sich die Kursentwicklung des Drittplatzierten Immofinanz; hier ist deutlich mehr positives Momentum zu sehen.

 

Unterbewertet

 

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt aber: Die heimischen Unternehmen notieren an der Börse nach wie vor weit unter ihrem Net Asset Value (NAV), jener Kennzahl, die den Wert des Portfolios darstellt. Für Anleger ergibt sich daraus natürlich ein Kurspotenzial, das in den vergangenen fünf Jahren aber nicht geschöpft wurde. Langsam sollte es aber in diesem Bereich zu einer stärkeren Annäherung kommen.

 

Quelle: wirtschaftsblatt.at